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Bei einer Abhängigkeit ist die Kontrolle über den Konsum von Alkohol oder Drogen verloren gegangen. Das Verlangen nach der Substanz wird zum Lebensmittelpunkt. Trotz schädlicher Folgen wird der Konsum fortgesetzt. Wichtige Lebensbereiche wie Familie, Partnerschaft, Arbeit und Hobbys werden zugunsten des Konsums vernachlässigt.
Viele Menschen konsumieren Alkohol oder Drogen mit Mass. Nur der langfristige, regelmässige Konsum von grossen Mengen von Alkohol oder Drogen kann zu Gewöhnung und schliesslich zu Abhängigkeit führen. Menschen mit psychischen Problemen sind anfälliger für Abhängigkeit. Bei Angststörungen, Stressfolgeerkrankungen oder mangelndem Selbstwert bieten Alkohol oder Drogen anfangs eine Linderung der Beschwerden. Mit der Zeit müssend diese Substanzen aber öfter und in grösseren Mengen konsumiert werden, um die gewünschte Wirkung zu erzielen – was rasch zu einer stoffgebundenen Abhängigkeit führen kann. Abhängigkeit entsteht nicht plötzlich, sondern entwickelt sich schleichend:
Negative Gefühle werden «wegkonsumiert» oder in Alkohol ertränkt.
Bei Alkohol gilt als riskant ab einem täglichen Konsum von 30g reinem Alkohol bei Männern (ca. 9dl Bier oder 3dl Wein) und 20g reinem Alkohol bei Frauen (ca. 6dl Bier oder 2dl Wein).
Fast das ganze Leben und Erleben dreht sich um das Suchtmittel und darum, Entzugserscheinungen zu verhindern, das Suchtmittel zu beschaffen, körperliche Schäden zu lindern und die Sucht zu vertuschen.
«Wir achten Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen als eigenverantwortlich und unterstützen sie aktiv in ihren Ressourcen und Fähigkeiten (Hilfe zur Selbsthilfe).»
Haleh Hekmat
Oberärztin Suchttherapie Station A08/4, Erwachsenentherapie
Die Diagnose kann nur in der Zusammenarbeit von Patient oder Patientin und Fachperson gelingen. Längst nicht alle Menschen, die illegale Drogen (z.B. Cannabis, Heroin, Kokain) konsumieren, sind krank. Auch ein vorübergehender, erhöhter Alkoholkonsum muss nicht krankhaft sein. Leider verheimlichen und verharmlosen viele Patienten ihren Konsum. Im Gespräch und in der Verlaufsbeobachtung kann gemeinsam die Situation analysiert und der Schweregrad geklärt werden.
Erstaunlich viele Menschen mit einer stoffgebundenen Abhängigkeit kommen selber wieder vom Suchtmittel los; nicht jeder Abhängige braucht einen Arzt. Menschen sind fähig, aus Erfahrung zu lernen und ihr Verhalten zu ändern. Im Kanton St.Gallen stehen Menschen mit Abhängigkeiten eine breite Palette von Angeboten und Behandlungen offen. Dies reicht von regionalen Suchtberatungsstellen über ambulante Behandlungen bei Psychologen und Psychiatern bis zu stationären Therapien in der Klinik. Ein Start der Behandlung ist manchmal schon möglich, wenn der Patient noch konsumiert. Abstinenz ist aber oft einer der ersten Schritte einer Therapie. Besonders wichtig ist es, die Ursachen einer Abhängigkeit wie Angststörungen, Stressfolgeerkrankungen oder mangelnden Selbstwert psychotherapeutisch anzugehen.
In Gruppenpsychotherapien lernen Patienten besser mit Stress umzugehen, Frustration auszuhalten, Konflikte zu erkennen und zu lösen. Die Funktion des Suchtmittels im Leben des Patienten wird im Austausch mit anderen Patienten klarer. Ein unproblematischer Ersatz kann gefunden werden. Gruppenpsychotherapien sind besonders geeignet um Ängste zu verkleinern, Selbstwert zu verbessern und die charakterliche Entwicklung zu fördern. Kommt jemand besser mit sich selbst klar, ist die Gefahr kleiner wieder abhängig zu werden.
Körperzentrierte Therapien helfen den Patienten sich während der Entzugsphase zu entspannen und Entzugssymptome besser auszuhalten.
Medikamente helfen in der Entzugsphase dabei Entzugssymptome wie Schwitzen, Unruhe, Zittern oder Schlaflosigkeit zu mildern und gefährliche Komplikationen wie epileptische Anfälle zu verhindern. Für Patienten mit Heroin- und Opiatabhängigkeit bietet die Behandlung mit einer Ersatzsubstanz (Substitutionsbehandlung) eine gute Unterstützung zur psychischen und sozialen Stabilisierung.
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